Türkische Speisen
Türkische Speisen sind immer eine Erlebnis. Eine Einladung zu einem typisch türkischen Festmahl sollte man aus mehreren Gründen nicht ausschlagen: zum einen würde man die Ehre der Köchin bzw. der Köchinnen verletzen, wenn man ihrer Kunst nicht ein Mindestmaß an Interesse und Beachtung schenkt – zum anderen würde man sich selbst um ein unglaublich facettenreiches kulinarisches Erlebnis bringen.
Türkische Essen, vor allem Essen zu besonderen Anlässen, bestehen in der Regel aus verschiedenen Gängen. Den Anfang macht eine einfache Suppe, die mit Ei und Zitrone gebunden wird. Manchmal wird auch ein Salat serviert, von denen der bekannteste wohl der Hirtensalat sein dürfte. Danach folgt eine Auswahl an meze: Gemüse, Meeresfrüchte und Joghurt in den verschiedensten Variationen, mal kalt, mal warm, mal sauer, mal salzig. Die kleineren, vielfältigen Leckereien kennen viele vielleicht aus dem Urlaub. Vor allem im Sommer sind sie nicht nur nahrhaft, sondern auch eine willkommene Erfrischung. Nach den meze, übrigens die Kurzform von mezeler, folgt meist noch ein Gang mit kleinen gefüllten Teigröllchen oder -päckchen, bis das eigentliche Hauptgericht auf den Tisch kommt. Das besteht in der Regel aus Fleisch in Form von kebab, wobei kebab einfach bedeutet, dass es sich hierbei um gegrilltes Fleisch handelt. Schon seit Jahrhunderten sind die Türken nämlich begeisterte Anhänger des Grillens, was nicht nur gesund, sondern auch sehr schmackhaft ist. Neben kebabs, für die es in jeder Stadt ein eigenes Rezept zu geben scheint, sind aber auch köfte (eine Art Frikadellen) und güvec (Schmorgerichte aus dem Tontopf) sehr beliebt.
Übrigens: viele der Gerichte führen so klangvolle und zugleich ungewöhnliche Namen wie zum Beispiel „der Imam fiel in Ohnmacht“. Ob der Imam bei diesem Gericht nun aber aufgrund des köstlichen Geschmacks in Ohnmacht fiel oder eher aufgrund der unglaublichen Menge an verwendetem Knoblauch ist leider nicht überliefert.
Gemüse sind anders als bei uns weniger Beilagen als viel mehr eigene Gerichte. Als Beilage dient in erster Linie ekmek, ein Weißbrot, das immer taze, frisch, auf dem Tisch steht. Brot aus Sauerteig, das so genannte somun, gibt es zwar auch, ist aber bei Weitem nicht so stark verbreitet wie ekmek und wird auch nicht als Beilage gereicht.
Will die Frau des Hauses beeindrucken, wird sie auch ein pilav servieren. Dabei handelt es sich um ein Reisgericht, das mit den unterschiedlichsten Zutaten, mal süß, mal deftig zubereitet wird. Der Reis wird dabei nach dem Einweichen zuerst mit einigen wenigen Zutaten angebraten und danach erst gekocht, was ihm eine unvergleichliche Lockerheit und Zartheit verleiht – wenn man nichts falsch macht. Eine gute Hausfrau erkennt man an einem guten pilav, das weiß in der Türkei jedes Kind. Nicht umsonst musste vor nicht allzu langer Zeit jede frisch gebackene Ehefrau der Schwiegermutter ein pilav zubereiten, um ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
Das Ende des Festmahls bilden diverse Süßspeisen wie das unvermeidliche baklava oder andere in Zuckersirup ertränkte Gebäcke und der ebenfalls unvermeidliche türkische Kaffee (kahve) oder Tee (çay). Vor allem im Sommer werden aber auch gern komposto, Kompotte, oder frisches Obst serviert.
Leider ist nicht jeder Tag ein Festtag und so ernährt sich auch nicht jeder Türke jeden Tag auf die eben beschriebene Weise. Natürlich gibt es in der Türkei auch diverse Fastfood-Ketten, die aber hier außen vor gelassen werden sollen. Was im Alltag auffällt ist die Vielfalt an kleinen Snacks und Knabbereien, die es in der Türkei wirklich auch noch im kleinsten Ort zu kaufen gibt. Neben Nüssen, Kernen und getrockneten Früchten isst man zwischendurch gern simit, Sesamkringel, die auf der Straße verkauft werden. Die schmecken übrigens am besten, wenn sie noch warm und ganz frisch sind, also eher am Morgen als am späten Nachmittag. Daneben bekommt man selbst am kleinsten Busbahnhof gute und preiswerte kebabs und lahmacun, kleine Pizzen. An der Küste findet man auch überall Verkäufer von frischen Muscheln und Meeresfrüchten – hier wartet eine nahezu unbegrenzte Auswahl an kleinen Köstlichkeiten. Besonders empfehlenswert: balik ekmek, Fischbrot. Klingt unspektakulär, aber wer einmal den frisch gefangenen und gegrillten Fisch mit Meersalz, Zitrone und etwas Salat im frischen Fladenbrot probiert hat, kommt in der Regel aus dem Schwärmen dafür nicht mehr heraus. In diesem Sinne: afiyet olsun!